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Immer Ärger mit der Abrechnung? So lösen wir aktuelle Herausforderungen

04 Jul, 2023

Seit Beginn der Direktvermarktung von Windenergieanlagen hat sich die Komplexität der Abrechnungen stetig vergrößert: Die Anforderungen steigen, Prozesse verändern sich – und funktionieren nicht immer reibungslos. Wie diese Ärgernisse entstehen und wie man mit ihnen umgeht, erklärt Christian Altenkamp, Key Account Manager in der Direktvermarktung bei Statkraft.

Christian Altenkamp
Key Account Manager

„Um zu erfahren, weshalb bei Abrechnungen Herausforderungen auftauchen, müssen wir zunächst betrachten, was wir eigentlich abrechnen. Das sind zum einen Produktionsgutschriften, zum anderen die sogenannten Down Regulations (Down Regs), die Direktvermarkter-Abregelungen.“ Christian Altenkamp erklärt: „Dazu kommen natürlich noch die Redispatch-2.0-Abregelungen, die sich nicht automatisiert bearbeiten lassen – diese wollen wir jedoch zunächst außen vorlassen und verweisen auf unseren Artikel zum „Drama Redispatch 2.0.“

Statkraft erstellt als einer der größten Direktvermarkter in Deutschland Abrechnungen über etwa 1060 aktive Verträge über 8,1 GW. Was das für Altenkamp und seine Abteilung konkret bedeutet? „Wir erstellen 25.000 Gutschriften und zahlen im Jahr etwa 3,8 Milliarden Euro an unsere Kunden aus. Dabei kommunizieren wir mit über 300 Verteilnetzbetreibern.“ Ein solcher Aufwand sei nur mit massentauglichen, automatisierten Prozessen möglich, erklärt der Key Account Manager, dessen Anfänge bei Statkraft vor mehr als 10 Jahren in der Abrechnung lagen: „Gelangt hier ein Sandkorn ins Getriebe, kommt unsere Maschine schnell zum Stehen.“

Mit 20 Kolleginnen und Kollegen in der Abrechnungsabteilung wird die Statkraft Direktvermarktung dieser Masse Herr: Allein im Jahr 2023 wurden 12 neue Mitarbeitende eingestellt.

Abrechnung von Produktionsgutschriften

Christian Altenkamp erklärt, welche Produkte abgerechnet werden: „Die Produktionsgutschriften vergüten die monatliche Produktion des Windparks mit dem Referenzmarktwert oder dem individuellen Spotmarktpreis. Die Daten erhalten wir vom zuständigen Messstellenbetreiber.“ Liegen diese Daten nicht vor, weil der Messstellenbetreiber sie nicht bis zum 15. des Folgemonats übermittelt hat, zieht Statkraft Prognosewerte zu Rate: „Dadurch stellen wir sicher, dass wir unseren Kunden jeden Monat eine Produktionsgutschrift garantieren können.“  
Als weitere Herausforderung in der Abrechnung von Produktionsgutschriften nennt Altenkamp Messkonzeptänderungen: „Sie sind sicher das größte Problem in diesem Bereich. Wenn neue Tranchen und Marktlokationsidentifikationsnummer, kurz MaLos, ohne Mitteilung an uns vergeben werden, erhalten wir die Produktionsdaten nicht. Wenn Ü20-Anlagen ausgefördert sind, wenn ein Park ein Mischkonzept aus EEG- und PPA-Anlagen hat und wenn Netzbetreiber aus internen Gründen das Messkonzept ändern, entstehen abweichende Datenflüsse, die zu Differenzen bei der Abrechnung und Bilanzierung führen.“ Auch hier muss der automatische Prozess händisch nachgearbeitet werden.

Christian Altenkamp blickt auf die Jahresmitte 2022 zurück: „Im Zuge der Marktkommunikation 2022 wurden am 1. April in unserem Portfolio allein 500 MaLo- und Tranchen-Umstellungen fällig, am 1. Oktober weitere 120.“ Diese über 600 Umstellungen führten zu einer Vielzahl von Fehlkonstellationen, die individuell und bilateral mit dem jeweiligen Verteilnetzbetreiber geklärt werden konnten. Der Key-Account-Manager fasst zusammen: „MaLo-Änderungen müssen rechtzeitig und proaktiv zwischen Netzbetreiber, Betreiber und Direktvermarkter kommuniziert werden, um fehlerhafte Abrechnungen zu verhindern. Leider gibt es noch keine zentrale Datenbank für diese gemeinsam genutzten Daten, so dass die Kommunikation über eine Stammdatenänderung auch hier manuell erfolgen muss."

Abrechnungen bei Direktvermarkter-Abregelungen (Down Regs)

Bei den Abregelungen durch den Direktvermarkter entstehen Missverständnisse primär durch die fehlende Anpassung der Daten über das Kundenportal, erklärt Christian Altenkamp: „Dort müssen die Daten zwischen dem 7. und 15. Tag des Folgemonats abgestimmt werden. Aufgrund mangelnder Live-Daten-Qualität oder falsch hinterlegter Stammdaten, zum Beispiel einem falschen anzulegendem Wert (AW), können sie Korrekturen benötigen.“

Auch bei Veränderungen der Kompensationslogik müssen Stammdaten angepasst werden, damit es keine Fehler in der Abrechnung gibt: „Vor dem hohen Anstieg der Energiepreise 2022 haben wir unsere Betreiber für Abschaltungen mit dem AW kompensiert. Wegen der hohen Marktpreise kam der Wunsch auf, stattdessen mit dem Referenzmarktwert (RefMW) zu kompensieren, je nachdem welcher Wert höher ist. Wird eine Änderung der Kompensationslogik und somit der Stammdaten nicht mitgeteilt, ist die Abrechnung fehlerhaft“, fasst Christian Altenkamp zusammen.

An der Schnittstelle zwischen Statkraft virtuellem Kraftwerk, dem Kundenportal und dem Kundenabrechnungssystem befände man sich auch an der Schnittstelle zwischen Systemen, so Altenkamp: „Die verschiedenen Schnittstellen sind immer potentielle Fehlerquellen, und neben der Live-Daten-Qualität müssen die Stammdaten aktuell und korrekt sein.“

Herausforderungen lösen: Was getan werden kann

Um den Herausforderungen in der Abrechnung zu begegnen, will Christian Altenkamp Bewusstsein für die Probleme schaffen – aber vor allem auch für die Lösungen. Nachdem 2023 12 neue Kolleginnen und Kollegen in der Abrechnung eingestellt wurden, bittet er Anlagenbetreiber darum, Daten rechtzeitig zu übermitteln und Änderungen unverzüglich mitzuteilen: „Das A und O sind korrekte und aktuelle Stammdaten und deren proaktive Kommunikation, damit die Abrechnung in der Größenordnung voll automatisiert laufen kann. Dafür fragen wir die Stammdaten regelmäßig über das Kundenportal ab.“

„Unsere Kunden können bei den Korrekturen von Gutschriften auch selbst aktiv werden: Gutschriftskorrekturen können für alle Produkte zukünftig eigenständig über das Kundenportal angestoßen und nachverfolgt werden.“ Altenkamp ist sich sicher: „Das neue Feature wird uns helfen, einen besseren Überblick zu behalten, und die Abrechnungsthemen schneller und effizienter zu beheben.“

Zu guter Letzt appelliert er an eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten: „Die Anforderungen und die Komplexität in der Direktvermarktung und speziell in der Marktkommunikation, von der die Abrechnung abhängig ist, sind extrem gestiegen. Wie bei jeder Änderung hat es Zeit gebraucht, um sich anzupassen. Langsam werden die Klärfälle weniger, die Stammdaten-Qualität wird besser – und dennoch können die Themen nur durch enge, Kommunikation aller Beteiligten gelöst werden. Betreiber, Direktvermarkter und Netzbetreiber müssen hier eng zusammenarbeiten, um die zukünftig immer komplexeren Anforderungen zu erfüllen.“